Ökologische Bedeutung der Seegraswiesen und des Treibsels

Ökologische Bedeutung der Seegraswiesen – die Herkunft des Treibsels

Das Treibsel an der Ostseeküste Schleswig-Holstein stammt überwiegend aus dem küstennahen Bereich, wo sich Seegraswiesen und mit Algen bewachsene Steinfelder befinden. Algen benötigen für die Siedlung Hartsubstrat, wohingegen Seegras im Sediment wurzelt. Seegräser sind im Salzwasser lebende Blütenpflanzen mit Blättern, Spross und Wurzel. In Schleswig-Holstein kommen das Große (Zostera marina) und das Kleine Seegras (Zostera nolti) vor. Sie wachsen oft in dichten, ausgedehnten Beständen und bilden dann die sogenannten Seegraswiesen wobei mehr als 1000 Sprossen pro Quadratmeter auftreten können. Die Vermehrung erfolgt durch Bestäubung von im Wasser treibenden Samen  oder auch rein vegetativ, d. h. durch Sprossung. Die grasgrünen Blätter des Großen Seegrases können bis zu 2m lang werden. Unter optimalen Bedingungen können Seegraswiesen in der Ostsee bis zu 1000 Jahre alt werden.

In Seegraswiesen leben zahlreiche wirbellose Tiere und Fische. Stark verbreitet sind Seesterne, die sich von anderen Organismen wie z.B. Miesmuscheln ernähren. Auch Strandschnecken, Strandkrabben sowie Sand- und Schwebgarnelen, Meerasseln, Flohkrebse und Borstenwürmer haben hier ihr zu Hause. Typische Fischarten sind die Gras- und die Schlangennadel, aber auch Seestichlinge und verschiedene Grundeln kommen häufig vor. Fische wie Heringe und Hornfische laichen im Seegras. Jungfische finden in den Seegraswiesen Schutz und nutzen diese als Kinderstube. Seegraswiesen stellen auch für unterschiedliche Fischarten wie Dorsche und Meerforellen Nahrung zur Verfügung. Enten und andere Wasservögel nutzen Seegraswiesen ebenfalls als Nahrungsquelle. Aufgrund der geringen Strömungen wird diversen Lebewesen die Möglichkeit geboten, ihre Jungtiere im Schutz der dichten Seegrasbestände aufzuziehen.

Seegraswiesen filtern Trüb- und Schadstoffe aus dem Wasser und geben Sauerstoff in das Wasser ab und die Wurzeln belüften den Meeresboden welches zu einer einmaligen Biozönose führt. Zudem speichern Seegraswiesen große Mengen Kohlenstoff, ähnlich den Wäldern an Land, und Nährstoffe im Pflanzengewebe und im Sediment. Sie sind daher wichtig, um der Überdünung entgegen zu wirken. Seegraswiesen zählen zu den wertvollsten Küstenlebensräumen weltweit.

Die Blätter des Seegrases stellen einen Siedlungsgrund für Algen und Bakterien etc. dar. Da das Seegras alle 14 Tage ein neues Blatt erzeugt, das eine Lebensdauer von ca. 56 Tagen hat, stellt sich eine Symbiose (Nährstofffluss, Schutz vor UV-Strahlungsbelastung etc.) zwischen Seegras und Blattbewuchs ein. Somit kann die Seegraspflanze in der ersten Zeit das noch nicht besiedelte Blatt vollkommen für die eigene Energieproduktion durch Photosynthese ausnutzen. Mit zunehmender Besiedlung nimmt die Ausbeute des Blattes zwar ab, kann der Pflanze jedoch weiterhin nützlich sein.

Seegraswiesen dämpfen die Wellenenergie, verlangsamen die Meeresströmungen und mindern die Bodenerosion. Die Wurzeln des Seegrases stabilisieren den Untergrund und wirken Erosion entgegen. Seegraswiesen verringern die Strömungsgeschwindigkeit, so dass sich das Sediment in der Wassersäule verstärkt absetzen kann, aber auch der Bodentransport von Sediment wird verringert. Dichte Seegraswiesen dämpfen die Wellenbewegung und dienen damit indirekt dem Küstenschutz.

Ökologische Bedeutung des Treibsels

Angeschwemmtes Seegras schützt den Sandstrand vor Winderosion und an den Strand angeschwemmtes Seegras bildet einen artenreichen Lebensraum für Strandflohkrebse, Insektenlarven und diverse andere Tierarten. Auch Vögel finden Nahrung im Spülsaum.

Anzumerken sei hier noch, dass Seegras an sich beim Zersetzungsprozess nicht geruchsbelästigend ist, wohingegen die Zersetzung der Beimengungen von Algen, Muscheln und anderen tierischen Bestandteilen zu einer Geruchsbelästigung führen kann.