Einsatz in der Landwirtschaft

von Kai Ahrendt

Treibsel enthält wertvolle Nährstoffe und kann sehr gut für den Bodenaufbau in Landwirtschaft und Gartenbau eingesetzt werden. Das ist über lange Zeit auch immer wieder geschehen, z.B. auf der Insel Poel oder auf Jersey allerdings ohne dass ausreichende Kenntnisse über die Wirkung im Boden vorlagen. Auch bis heute ist nicht bekannt wie genau Böden, Ackerbau und Gartenbau von der Verwendung von Treibselmaterial profitieren können. Es ist aber offensichtlich, dass Treibsel einerseits durch Nährstoffbereitstellung (hier vor allem die Algen im Treibsel) und andererseits durch Bodenverbesserung (hier vor allem das Seegras durch die Erhöhung des Porenvolumens im Boden) positive Wirkung auf den Boden hat. Leider fehlen bis heute wissenschaftliche belastbare Erkenntnisse zu dieser Annahme.

Treibselmaterial kann ebenso als Einstreu in der Tierhaltung (Hühner- und Pferdeställe) eingesetzt werden.

Für den Einsatz wären notwendig:

➔    Verbesserte Kenntnisse über die Zusammensetzung des Treibselmaterials und die Auswirkungen der unterschiedlichen Zusammensetzung sowie seiner Eigenschaften im landwirtschaftlichen Einsatz

       ● Genaue stoffliche Analyse (Nährstoffe/NPK, Schadstoffe, etc.)

       ● Kohlenstoff / CO2 : Bilanz und –umsatz

       ● Physikalisch-chemisch-biologische Veränderungen der Bodeneigenschaften

➔    Erkenntnisse über Änderungen bzw. Reduzierung im Düngemitteleinsatz (Art, Menge, Kosten)

➔    Erkenntnisse über mögliche Vorteile bezüglich Stickstoff- und CO2-Austräge gegenüber „üblichen“ Düngemittelanwendungen (Klimaschutz)

➔    Analyse der Veränderung (Verbesserung) der Bodenstruktur: Humusgehalt, Durchwurzelbarkeit, Wasserspeichervermögen im Gefäßversuch

➔    Erkenntnisse über die Auswirkungen der Strukturveränderung im Boden

➔    Versuche im Versuchsbetrieb und in der Praxis mit unterschiedlichen Kulturen unter ökologischer und konventioneller Bewirtschaftung

➔    Versuche über die Nutzung von Treibsel als Einstreu in der Tierhaltung (und anschließender Ausbringung im Pflanzenbau)

Bei der Aufnahme von Treibsel vom Strand wird auch Sand mit aufgenommen. Je nach Verfahren kann der Sandanteil bis zu 80% betragen. Der Sand muss aus dem Treibsel entfernt werden, da er keine Nutzung für die Landwirtschaft aufweist. Bisher bekannte Siebverfahren, wie Rund-, Stern- und Doppelsieb müssen teilweise weiterentwickelt und angepasst werden. Ziel ist die Gewinnung von drei Fraktionen in den Größenordnungen:

  •  0 – 20 mm mit hohen Sandanteilen und geringerem Anteil organischer Substanz für die Weiterverwertung zu Erdmischungen
  • 20 – 40 mm als organisch sehr reiches Material zum langfristigen Einsatz in der konventionellen Landwirtschaft, dem Ökolandbau, Gartenbau, Substratmischungen und als Einstreu
  • über 40 mm mit höherem Steinanteil und durchsetzt mit Fremdstoffen für eine aufwendige Weiterverarbeitung (Trennen, Müll entsorgen) in Kompostwerken

Weiterhin sind Laboranalysen von Treibsel bes. hinsichtlich Nährstoffe, Kohlenstoffgehalt und potentiellen Schadstoffen notwendig. Diese wurden an 15 Standorten durch eine Masterarbeit ermittelt.

Parallel müssen die Anlieferungen für landwirtschaftliche Betriebe auf Ihre Bestandteile wie Hauptnährstoffe und   Schwermetalle analysiert werden. Nach Vorliegen der Analytik (nach §4 Abs.5, BioAbfV (Pb, Cd, Cr, Cu, Ni, Hg, Zn, pH-Wert, Salzgehalt, organische Substanzen, Trockensubstanz., Rohdichte, Fremdstoffe) sowie Schwermetalle (Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel, Quecksilber, Zink), Gesamtnährstoffe (Wassergehalt, Phosphor gesamt, Stickstoff gesamt, Kalium gesamt, Magnesium gesamt, CaO) und  Pflanzenverfügbare Nährstoffe (Rohdichte, Ammonium-N, Nitrat, P2O5 (CAL), K2O(CAL), Mg(CaCl2), Stickstoff gesamt) analysiert werden.

Die neue Düngemittelverordnung finden Sie hier: Düngemittelverordnung

Ein Interpretation des Landes Schleswig-Holstein finden Sie hier: Düngemittelverordnung kompakt

Eine Expertise zur Bewertung des neuen Düngerechtsfinden Sie hier: Expertise zur Bewertung des neuen Düngerechts
(DüG, DüV, StoffBilV) von 2017 in Deutschland im Hinblick auf den Gewässerschutz 

Ob Mikroplastik im Treibsel von Relevanz ist, wird derzeit in einer Masterarbeit untersucht